Serie Schach 140 Schach in Müllrose
Nach langer Coronapause hat nun wieder ein regulärer Punktspielbetrieb in den Schachligen angefangen. Die lange Coronapause hat allerdings einige Verwerfungen hinterlassen. So haben sich die Schachfreunde aus Fürstenwalde mit eigenen Mannschaften komplett aus dem Wettkampfgeschehen verabschiedet. Die Regionalliga Ost, in der auch Müllrose seit diesem Jahr vertreten ist, hat sich von zuvor zehn Mannschaften auf sieben Mannschaften reduziert. Nun muss sich Müllrose mit Mannschaften aus Briesen, Eisenhüttenstadt, Schwedt, Müncheberg, Frankfurt-O. und dem Barnimer SF duellieren. Letztere Mannschaft mit Spielsitz in Eberswalde ist der klare Favorit in der Staffel, dafür sprechen eindeutig die Wertungszahlen (DWZ) der einzelnen Spieler. Ein anderes Ergebnis als der erste Platz für diese Mannschaft nach Abschluss der Spielsaison wäre eine faustdicke Überraschung. Was kann Müllrose für sich erwarten? Unser Anspruch ist so, dass wir weder auf dem letzten und auch nicht auf dem vorletzten Platz in der Endabrechnung landen wollen. Das sollte machbar sein. Unser Spielbetrieb ist unverändert jeweils donnerstags ab 17.00 Uhr im Vereinshaus des MSV am Hohenwalder Weg.
Internetadresse. www.schach-in-muellrose.de
Schachgeschichte(n). Die Neuverfilmung der Schachnovelle.
Die 90-seitige Schachnovelle von Stefan Zweig, wenige Monate vor seinem Freitod im brasilianischen Exil geschrieben, wurde noch von Stefan Zweig als nicht besonders meisterlich bewertet. Und doch ist es wohl sein bestes literarisches Werk. Da war es auch kein Wunder, dass bereits 1960 der Regisseur Gerd Oswald mit Curd Jürgens als Hauptdarsteller diese Schachnovelle eindrucksvoll verfilmte. Nach 60 Jahren hat sich nun der Regisseur Philipp Stölzl an die Neuverfilmung dieses Psychodramas gemacht und es ist unstrittig ein beeindruckendes Filmwerk daraus geworden. Die Handlung des Films spielt in einer Zeit, in der Macht, Gewalt und Entrechtung an der Tagesordnung sind. Kurz nach den „Anschluss“ Österreichs an Nazideutschland wird der Wiener Notar und Vermögensverwalter Josef Bartok verhaftet und im Wiener Luxushotel Metropol isoliert. Kurz vor der Verhaftung hatte er alle Verträge und Listen mit Codenummern, die zu den verwalteten Vermögen führen, im Kamin verbrannt. Damit begann für Bartok ein Martyrium, welches von Schauspieler Oliver Masucci eindrucksvoll in Szene gesetzt wurde. Als Gegenspieler tritt der Gestapo-Chef Franz-Josef Böhm auf (gespielt von Albrecht Schuch) der anfangs außerordentlich freundlich gegenüber Bartok auftritt, aber bei Erfolglosigkeit seiner Bemühungen an die Codenummern zu kommen, die Isolationshaft für Bartok immer weiter verschärfte. Bartok wird langsam zermürbt, keiner spricht mit ihm, es kommt die Verzweiflung, die Angst, die innere Haltlosigkeit, die Leere, die Wut. Dann, eines Tages, gelangt er im Zimmer des Gestapo-Chefs an ein kleines Buch, welches er in seiner Jacke versteckt und mit in die Zelle nimmt. Die Enttäuschung war riesig, als das Büchlein statt schöngeistiger Literatur nur meisterliche Schachpartien enthielt. Zunächst bricht für Bartok eine Welt zusammen, denn was sollte er mit der Sammlung von 150 Meisterpartien anfangen. Es scheint, als ob die Verzweiflung noch steigerbar ist. All das, das Auf und Ab der menschlichen Gefühle wird vom Schauspieler Oliver Masucci meisterhaft dargestellt. Das macht diesen Film besonders sehenswert. Für Bartok beginnt in dieser Schlüsselszene in der Verzweiflung auch der Beginn der seelischen Errettung. Angesichts der Bedrohung in dieser Ausnahme-situation, völlig allein auf sich gestellt, sucht er nun Zuflucht beim königlichen Spiel. Bartok grenzt im Badezimmer mit Handtüchern eine quadratische Fläche ab, formt aus Brotresten Schachfiguren und spielt Schach gegen einen imaginären Gegner und gegen sich selbst. Nach und nach werden aber doch Zeichen eines beginnenden Wahnsinns immer deutlicher, besonders als die Nazi-Schergen das Schachbuch und die Schachfiguren entdecken, wegnehmen und zerstören. Zum Schluss wird Bartok doch freigelassen. Gestapo-Chef Böhm gibt sich geschlagen. Der Notar Bartok rettet sich auf einen Dampfer der nach New York fährt. Wie eine lebende Leiche wandelt er über das Schiff, bis er bei einer Partie von Mitreisenden gegen den Schachweltmeister Mirko Czentovic den entscheidenden Hinweis gibt, der das Remis gegen den Weltmeister möglich machte. Eine in der Folge vereinbarte Schachpartie zwischen Bartok und Czentovic endete im Wirrwarr zwischen Wahn und Wirklichkeit in einem Eklat. Die Neuverfilmung der Schachnovelle ist ein Psychothriller der besonderen Art, schauspielerisch hervorragend interpretiert – also absolut sehenswert.
J. Fritzsche
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