Schach in Müllrose
Irgendwie wurde es Zeit, dass im Sportgeschehen so etwas wie eine neue Normalität einkehrt. Die aktuell niedrigen bzw. fehlenden Neuinfektionen für Covid 19 lassen erwarten, dass die jetzt noch Mitte Juni bestehenden restriktiven Beschränkungen bald aufgehoben werden. Das heißt nicht, dass neue Corona Infektionen ausgeschlossen sind. Deshalb sollten auch noch weiterhin entsprechende Verhaltensregeln, wie Hygieneregime oder Abstand voneinander, eingehalten werden. Für die Aktiven der Abt. Schach des MSV ist nun wieder donnerstags ab 17.00 Uhr ein Trainingsbetrieb mit Auflagen aufgenommen worden. Solange die Beschränkungen für Sportstätten nicht aufgehoben sind, findet die Zusammenkunft zunächst im Freien auf der Terrasse hinter dem Vereinsgebäude statt. Ob die Punktspielsaison in diesem Jahr noch ordnungsgemäß beendet werden kann, ist immer noch nicht geklärt.
Internetadresse: www.schach-in-muellrose.de
Schachgeschichte(n) Mensch gegen Schachprogramm
Auch die Entwicklung von Schachprogrammen beginnt bei dem Deutschen Konrad Zuse, der 1941 den ersten vollautomatischen elektronischen Computer erfand, dessen Rechenleistung auf der Grundlage einer neu entwickelten binären Programmiersprache lief. Damit waren die Grundlagen für die heutige Computertechnik und Programmierung gelegt, die in den folgenden Jahren und Jahrzehnten einen gewaltigen Aufschwung erlebte und aus dem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken ist. Auch am Schachsport ging diese neue Entwicklung nicht vorbei. Besonders in den Jahren1967 bis 1970 gab es einen regelrechten Boom bei der Entwicklung von Schachprogrammen. Und die Schachprogramme wurden immer besser und stärker. Das musste 1997 Garri Kasparow als amtierender Weltmeister erfahren, als er gegen das Schachprogramm Deep Blue mit 3,5 zu 2,5 eine Niederlage einstecken musste. Noch ein Jahr zuvor konnte er ein Match gegen das gleiche Schachprogramm noch mit 4 zu 2 siegreich beenden.
In den Monaten bis zum Match 1997 verstärkten die Programmierer das Schachprogramm erheblich und optimierten die Rechenleistung des Computers. Vor dem Match verkündete Garri Kasparow, überzeugt von seiner Spielkunst, dass er keinen Zweifel daran habe, auch dieses Match siegreich zu beenden. Eine Fehleinschätzung ! Im Nachgang glaubte Kasparow zu wissen, dass die Programmierer noch während des Matches an der Verstärkung des Programms gearbeitet hätten. Und das sei gegen das Reglement gewesen. Ein Beleg dafür fehlte allerdings. Die Rechenmaschine für Deep Blue war noch ein Monstrum von 1,5 Tonnen Gewicht und lief auf 200 Prozessoren. Nur wenige Jahre später ist der Gegner eine DVD-Rom und läuft auf einem weitestgehend normalen PC. Im Jahr 2002 nahm der nächste Schachweltmeister, Wladimir Kramnik, noch einmal die Herausforderung an, mit menschlicher Denkkraft gegen die kühle Rechenleistung des Computers zu bestehen. Der Gegner war das Programm Fritz 7, dem jegliche menschliche Regungen natürlich fremd sind. Es schwitzt nicht in schwieriger Stellung, zeigt keinerlei Unruhe, fällt nicht durch häufige Toilettengänge auf, macht einfach gnadenlos nur richtige Züge. Mit Mühe verteidigte Kramnik 2002 die Ehre der Menschheit mit dem erreichten Ergebnis von 4 zu 4. Dann im Jahr 2006 noch einmal ein Match Schachweltmeister gegen Schachprogramm. Diesmal war für Kramnik der Gegner das Programm Fritz 10, inzwischen mit 65% mehr Rechenleistung als der Vorgänger Fritz 7. In der Bonner Kunsthalle wollte Kramnik beweisen, dass es noch möglich ist, einem Schachprogramm Paroli zu bieten. Aber in dem auf sechs Partien angesetztem Match, machte Kramnik schon in der zweiten Partie einen kapitalen Fehler, und verlor. In der sechsten Partie versuchte Kramnik als Schwarzspieler mit einer aggressiven Variante in der Sizilianischen Verteidigung das Spielergebnis auszugleichen. Das misslang voll und ganz. Damit war das Endergebnis mit 4 zu 2 für das Programm Fritz 10 deutlich. Und man stellt fest: Der Mensch ist gegen das Schachprogramm chancenlos geworden und unterliegt seiner eigenen Schöpfung.
Die Leistungsfähigkeit der heutigen Schachprogramme, wie Komodo, Fritz 17, Houdini, Deep Shredder, Stockfisch oder Rybka, ist so gewaltig, dass in der Wertung der Leistungsfähigkeit schon fast astronomische Unterschiede zur Leistungsfähigkeit menschlicher Großmeister bestehen. Die ELO-Wertung des amtierenden Weltmeisters liegt bei 2850, während das Schachprogramm Houdini eine ELO-Wertung von 3536 und das Programm Stockfisch eine Wertung von 3543 aufweist.
Damit ist auch klar, dass Weltmeister Magnus Carlsen gegen diese Schachprogramme völlig chancenlos wäre. Er wird das auch gar nicht in Erwägung ziehen. Da Vergleiche mit menschlichen Schachspielern praktisch sinnlos geworden sind, finden seit einiger Zeit Vergleichswettkämpfe der Schachprogramme untereinander statt. Was ist der Sinn? Natürlich der Werbeeffekt. Für die besten Programme werden die höchsten Verkaufszahlen erwartet.
J. Fritzsche
Lösung Schachaufgabe: 1. Dxh7+ Sxh7 2. Tf7+ Kh8 3. g7+ Kg8 4. Sh6 matt.
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