Schach in Müllrose
Das letzte Spiel im Jahr 2019 brachte für die Müllroser Truppe eine unerwartete und auch deftige Niederlage. Beim Barnimer SF wurden die Müllroser Spieler mit 0,5 zu 3,5 Punkten regelrecht abgeschlachtet und mussten feststellen, dass die Luft in der Regionalklasse eisiger geworden ist, Nach nunmehr zwei Niederlagen ist Mülrose im Mittelfeld der Staffel platziert. Im Vergleich zur Vorsaison, dort noch nur sieben Mannschaften, hat sich die Staffel mit Absteigern aus der Regionalliga auf zehn Mannschaften erweitert. Damit ist auch die Spielstärke deutlich angestiegen. Die Wiederholung des Staffelsiegs aus der Vorsaison ist nun in weite Ferne gerückt, aber eine Platzierung unter den ersten drei Mannschaften sollte zum Saisonende immer noch möglich sein.
Internetadresse: www.schach-in-muellrose.de
Schachgeschichten
Der Fall Igor Rausis
Der 58-jährige lettische Großmeister Igor Rausis hatte in diesem für einen Schachspieler schon hohem Alter eine erstaunliche Leistungssteigerung aufzuweisen. Ein Hoffnungsschimmer für ältere Schachspieler, die glaubten, noch über ebensolches Entwicklungspotential zu verfügen. Aber es gab auch andere, die meinten, dass es bei einer solchen Leistungssteigerung nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Und genau das bestätigte sich bei einem Schachturnier in Straßburg. Einigen Schachspielern war aufgefallen, dass Rausis auffallend häufig für längere Zeit auf der Toilette verschwand und informierten den Schiedsrichter. Dieser war mit der entstandenen Sachlage offenbar überfordert und holte sich telefonisch Rat bei der FIDE ein. Der Rat der dem Schiedsrichter gegeben wurde soll angeblich gelautet haben, er solle doch die örtliche Polizei einschalten. Na prima, als ob die örtliche Polizei für Regelverstöße beim Schachspiel und Benutzung eines Smartphones auf der Toilette zuständig ist. Zum Ende des Turniers tauchte im Internet ein Bild auf, das Rausis mit einem Smartphone auf der Toilette zeigte. Wer das Bild über die Toilettenwand hinweg geschossen hatte, ist bis heute unklar. Aber auch dem Schiedsrichter wurde das Bild zugespielt und der fand nun auch das von Rausis benutzte Smartphone auf der Toilette. Nun hat die Ethikkommission der FIDE ein Urteil gesprochen und Rausis dem Großmeistertitel aberkannt und ihn für sechs Jahre gesperrt. Dabei ließ die FIDE durchblicken, dass dieses Urteil noch milde ausgefallen sei.
Im Text: „ In Anbetracht des Schuldbekenntnisses von Herrn Rausis, seiner Mitarbeit bei der Anhörung und seiner Reue sowie seiner persönlichen Umstände, jedoch unter Berücksichtigung des Präzedenzfalls, haben wir einstimmig beschlossen, Herrn Igor Rausis mit einer weltweiten Sperre von sechs Jahren zu belegen. Für diese Zeit ist es Herrn Rausis untersagt, als Spieler an einem von der FIDE bewerteten Turnier teilzunehmen oder als Schiedsrichter, Organisator oder Vertreter eines Schachverbandes zu fungieren. Außerdem wird der Großmeistertitel von Herrn Rauis widerrufen.“
Der Titel „Internationaler Meister“ (IM) und andere Titel und nationalen Schiedsrichtertitel bleiben erhalten, ebenso seine Rating-ELO-Wertung. Das Urteil wirft Fragen auf. Ein ähnlicher Fall wurde kurz zuvor nur mit einer halb so langen Spielsperre belegt und die Aberkennung des Großmeistertitels ist völlig unverständlich, das dieser schon lange vor dem Schachbetrug regelkonform erworben wurde. In ihrem Urteil erklärt die Ethikkommission nicht, warum Rausis doppelt so lange wie der georgische Schachspieler Nigalidze gesperrt wurde. Möglicherweise hängt das damit zusammen, dass Rausis vier Missetaten gestanden hat, davon einmal ein vorab abgesprochenes Ergebnis. Aber warum er seine durch Betrug erworbene hohe ELO-Wertung behalten darf, bleibt dennoch ein Rätsel. Es zeigt sich immer wieder, dass die FIDE für diese Problematik noch kein konsistentes Regelwerk erarbeitet hat, wie es für andere Sportarten üblich ist.
Bezeichnend ist aber auch, dass die FIDE sich nicht in der Lage gezeigt hat, auch bei mittelgroßen FIDE-Turnieren, wie dieses in Straßburg, dafür zu sorgen, dass Betrugsmanöver mit elektronischen Hilfsmitteln ausgeschlossen sind. Dass erst ein über die Toilettenwand geschossenes Foto mit Verletzung der Intimsphäre und Persönlichkeitsrechte den Betrugsfall beweisbar machte, sollte klar machen, dass im Vorfeld eines Turniers etwas passieren muss. Es muss auch bei mittelgroßen Turnieren dafür gesorgt werden, dass die Turnierteilnehmer elektronische Hilfsmittel weder bei sich tragen dürfen, noch anderswo erreichbar aufbewahren können. Übrigens ist das Toilettenfoto von
„Unbekannt“ wieder aus dem Internet entfernt worden.
Lösung Schachaufgabe: 1. Dg8+ Tf8 2. Dg6+ Dxg6 3. Texe7+ Kd8 4. Tbd7 matt.
J. Fritzsche