Die Stadtmeisterschaft 2018/19 ist beendet und sah wieder die drei Erstplatzierten des Vorjahres vorn, allerdings in veränderter Reihenfolge. Erster wurde Herbert Prick, der alle seine Spiele ohne Fehl und Tadel absolvierte. Mit dem Gewinn aller seiner Partien erreichte er die mögliche Höchstpunktzahl. Mit einem gehörigen Abstand folgte auf dem zweiten Platz Eckhard Philipp. Dritter wurde Jürgen Fritzsche.
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Schachgeschichte(n). Betrug im Schach. Der Fall des Franzosen Feller.
Im März 2011 verhängte der Disziplinarausschuss der Französischen Schachföderation eine mehrjährige Sperre für nach Auffassung des Schachverbandes erwiesenes unsportlichen Verhaltens der Spieler Sebastian Feller, Cyril Marzolo und Spielertrainer Arnaud Hauchard. Die Sperre beruhte auf Erkenntnissen zu Geschehnissen, die erst durch Zufall ans Tageslicht kamen. Hierbei ging es um das Verhalten dieser Schachspieler bei der Schacholympiade 2010 in Chanty Mansijsk. Sebastian Feller als Mitglied der starken französischen Nationalmannschaft zeigte an Brett 5 mit 6 Punkten aus 9 Partien ein hervorragendes Ergebnis. Angereist mit einer ELO-Wertung von 2649 erreichte er mit dieser Leistung eine Wertung von 2708 und damit die beste Leistung innerhalb der Mannschaft. Im Rückblick auf diese Schacholympiade kann man jetzt davon ausgehen, dass ein Betrugsmanöver zwischen den drei Franzosen genauestens vorbereitet und abgesprochen war, und es lief vermutlich so ab: Der Spieler Marzolo, entweder spielfrei oder nach schon beendeter Kurzremise, befand sich im Nebenraum in dem die laufenden Partien life übertragen wurden. Dort analysierte er die Stellung von Sebastian Feller mittels eines Schachprogramms und übermittelte das Ergebnis per SMS an Arnaud Hauchard. Diese SMS waren mit einem vorbereiteten Zahlencode verschlüsselt. Die Aufgabe von Hauchard bestand nun darin, den gefundenen besten Zug an Feller zu übermitteln. Dazu dienten bestimmte Zeichen und ein wiederkehrender Gang hinter den Gegnern an den acht Spieltischen der französischen Mannschaft. Wenn Feller am Zug war und Hauchard seine Runden drehte und einige Zeit hinter dem Gegner an Tisch 3 stand , dann zu Tisch 7 weiter marschierte und dort stehenblieb, so signalisierte er damit das Schachfeld c7. Einigen Zuschauern war schon aufgefallen, dass Hauchard auffällig häufig sein Handy benutzte und danach seinen Gang zu den Spieltischen aufnahm. Der Verdacht war da, aber nichts war beweisbar. Nach der Schacholympiade wurden Fellers Partien von Laurent Fressinet, einem anderen Mitglied der Olympiamannschaft, analysiert. Er kam zu dem Ergebnis, dass eine hohe Übereinstimmung mit dem Schachprogramm Firebird vorhanden war. Meist waren es Vorschläge der ersten Wahl dieses Programms, deutlich weniger Vorschläge der zweiten Wahl. Entdeckt wurde der Betrug erst Monate später durch den Vizepräsidenten des französischen Schachverbandes. Dieser hatte das Handy Marzolos bezahlt, während er beim Schachverband angestellt war. Der Vizepräsident hatte deshalb Zugriff auf die Verbindungsdaten. Marzolo hatte während der Schacholympiade fast 200 SMS an Hauchard bzw. Feller geschickt. Nun fiel auf, dass bei der Pariser Stadtmeisterschaft 2010, die Sebastian Feller gewann, bei dem Trio Hauchard- Marzolo-Feller ein gleiches Verhalten zu beobachten war. Ebenso bei den Bieler Open im Sommer 2010, bei dem Feller auf dem geteilten ersten Platz landete. Der „Lohn“ für diese Betrügereien waren nicht nur weitere ELO-Punkte, sondern auch satte Preisgelder. In Biel fiel das seltsame Verhalten des französischen Trios sogar Zuschauern auf, die den Schiedsrichter informierten. Nachdem dann im Internet Schilderungen des Falles auftauchten, gab die Turnierleitung des Schachfestivals Biel hierzu eine Mitteilung heraus und erklärte, dass der Turnierleitung und dem Schiedsrichter keinerlei Unregelmäßigkeiten aufgefallen seien. Zwar hätte es Hinweise auf Betrug gegeben, doch diese seien vage gewesen. Außerdem kämen solche Anschuldigen im Verlaufe eines Opens öfter mal vor und seien bisher immer unbegründet gewesen.
Der französische Schachverband hat die vorliegenden Indizien als ausreichenden Beweis für einen Schachbetrug gewertet und hart und konsequent reagiert. Marzolo und Hachard wurden für fünf Jahre gesperrt. Hauchard für die Funktion als Mannschaftsführer lebenslang. Feller, damals 19 Jahre alt, für 3 Jahre. Zwei weitere Jahre kamen als Bewährung hinzu, in denen gemeinnützige Arbeit in einem Verband oder Verein abgeleistet werden sollte. Feller ging gegen das Urteil in Berufung und konnte damit zunächst bewirken, dass er noch an der Europameisterschaft in Aix les Bains Ende März 2011 teilnehmen durfte. Die FIDE hatte jedenfalls nach diesen Vorfällen mit einer Verschärfung der Wettkampfregeln reagiert, wohl wissend, dass für manche Schachspieler die Verlockung, mit Hilfe von elektronischen Schachprogrammen Erfolge und Preisgelder zu erzielen, nicht zu verhindern ist.
J.Fritzsche